In Peter Dukas neuem Atelier war im letzten Jahr weit mehr los als je zuvor – nicht nur, weil etwas mehr Platz da war. Man konnte ihn dort gegen Mittag antreffen, umstellt von einer Batterie Leinwände, fast alle im selben Format, hundert mal achtzig. Und dann die ganzen Leute. Wer solche Assistent*innen hat, wer braucht da noch Kritiker*innen? Allen voran Doktor Syntax, pikaresker Forschungsleiter der experimentellen Bildabteilung, sein tief im 18. Jahrhundert verwurzelter kunstwissenschaftlicher Assi, immer noch und immer wieder „auf der Suche nach dem Pittoresken“.
Der Doktor schreibt sich inzwischen mit „xx“ und hat auch einen tolpatschigen Hiwi: Mr. Clutter, dem im Bild alles Poststrukturelle, alles nicht oder nicht mehr Figurative überlassen ist. Sein Problem: der Doktor hat ihm erzählt, seine Arbeit habe „linkisch“ zu sein, unvordenklich, unvereinbar, wie eine gegenstandlose Tarantel auf einer romantisch-satten Inmitten-Sachertorte. Kurz gesagt, er hat gelernt, sich zu misstrauen, obwohl er naiv sein müsste. Massives Unschuldsproblem. Peter Duka und Doktor Syntaxx reden öfter in einem Ton mit ihm, den man bei Kindern anschlägt. Duka versucht nach Kräften, mit den beiden zusammenzuarbeiten, denn sie sind, für sich gesehen, weit mehr als nur Hilfskräfte, eher jahrzehntelang auf Exzellenz getrimmte Spezialisten. Die aus der Bratpfanne in die Gasflammen springen, die im Laufe der Zeit immer mehr über immer weniger wissen, bis sie alles über nichts wissen.
Clemens Krümmel